Schlafparalyse - beängstigend, aber auch harmlos?
Die Schlafparalyse, auch bekannt als Schlafstarre oder hypnagoge Paralyse, ist ein gruseliger Zustand für Betroffene. Man stelle sich vor, dass man des Nachts aufwacht, Gedanken beginnen die Leere zu füllen, die Augen öffnen sich, aber man kann sich nicht bewegen - egal wie sehr man sich auch anstrengt. Dann macht sich Panik breit, das Herz beginnt zu rasen, man ist gefangen im eigenen Körper, der starr daliegt. Nach einigen Minuten löst sich dieser bewegungslose Zustand wie aus dem Nichts auf, man ist wieder Herr des eigenen Körpers und kann sich bewegen. Erleichterung macht sich breit und man schläft wieder ein. Menschen die unter chronischer Schlafparalyse leiden, erleben diesen Zustand mitunter mehrmals pro Nacht.
Es mag absurd klingen, aber wach sein und sich nicht bewegen zu können, ist für viele Menschen bittere Realität. Eine amerikanische Studie kam zu dem Ergebnis, dass 7,6 Prozent der Allgemeinbevölkerung schon mindestens einmal eine Schlafparalyse erlebt haben, Dr. Anna Heidbreder, Oberärztin der Universitätsklinik für Neurologie in Innsbruck, geht sogar von 40 Prozent aus. Eine Häufung von Schlafparalysen erleben ihrer Meinung nach bis zu sechs Prozent.
Die Schlafparalyse tritt im Übergang zwischen dem Wachzustand und dem Schlafzustand auf. Während dieses Zustands fühlt sich eine Person wach und bewusst, ist jedoch vorübergehend nicht in der Lage, den Körper zu bewegen oder zu sprechen. Dies kann begleitet sein von intensiven Halluzinationen, die von Betroffenen oft als beängstigend oder bedrohlich empfunden werden.
Die Schlafparalyse kann sowohl beim Einschlafen (hypnagoge Paralyse) als auch beim Aufwachen (hypnopompe Paralyse) auftreten. Während des Einschlafens entspannt sich der Körper allmählich, aber das Bewusstsein ist noch aktiv. Dies kann dazu führen, dass die Person den Eindruck hat, im Bett zu liegen und sich nicht bewegen zu können. Die hypnopompe Paralyse hingegen tritt auf, wenn eine Person aus einem Traumzustand erwacht, jedoch vorübergehend unfähig ist, sich zu bewegen.
Die Ursachen der Schlafparalyse sind nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass sie mit Veränderungen im normalen Schlafzyklus zusammenhängen. Stress, Schlafmangel, unregelmäßiger Schlaf, Schlafstörungen wie Narkolepsie und Schlaflähmung oder genetische Faktoren können das Auftreten von Schlafparalyse begünstigen.
Wie lange eine Schlafparalyse anhält, darüber sind sich Schlafexperten nicht einig. Für Betroffene fühlt sich eine Schlafparalyse lange an - wie eine halbe Ewigkeit. Die meisten Episoden von Schlafparalyse dauern aber wohl nur wenige Sekunden bis Minuten und enden von selbst, sobald die normale Bewegungsfähigkeit wiedererlangt wird.
Was passiert bei einer Schlafparalyse im Kopf?
Im Schlaf durchlaufen wir jede Nacht vier bis fünf Schlafphasen. Dabei wechseln sich Non-REM Phasen mit REM Phasen ab. Beginnend mit einer Non-REM Phase schließen wir den Schlaf am Morgen ebenfalls mit einer Non-REM Phase ab. Bei einer Schlafparalyse kommt es wahrscheinlich zu einer Störung innerhalb der REM Phase. Der oder die Betroffene wachen mitten in der REM Phase auf, die eine Schlafparalyse erzeugen kann.
Im REM Schlaf sind Muskelblockaden ein natürliches Phänomen. Impulse, die innerhalb des Motorcortex im Gehirn, welcher für Bewegungen zuständig ist, werden in REM Phasen nicht vollständig zu den Muskeln weitergeleitet. Diese natürliche Unterdrückung von Muskelbewegungen sorgt dafür, das geträumte Bewegungen nicht in die Tat umgesetzt werden, was ja durchaus sinnvoll ist.
Beim Aufwachen innerhalb einer REM Phase kann es aber passieren, dass die motorische Reiz-Unterdrückung noch besteht, während der oder die Schlafende geistig schon erwacht und klar ist. Als Folge kommt es zu einer Lähmung der Muskulatur.
Als gruselige Begleiterscheinung kann es während dieses lähmenden Zustandes zu merkwürdigen Halluzinationen kommen. So berichten Betroffene von dunkle Silhouetten im Raum oder der Präsenz von Gestalten, die um das Bett herumstehen. Schlafexpert:innen erklären die Halluzinationen mit dem Phnom von Traumgestalten. Diese Traumgestalten oder Traumbilder nehmen Schlafende, die plötzlich aus der REM Phase erwachen, mit in die Realität. So vermischt sich der Traum für eine kurze Phase mit der Realität, was zu Angstzuständen führt, die den Grusel verstärken.
Auch wird von Betroffenen von Atemnot berichtet. Die lässt sich durch die Atem-Hilfsmuskulatur erklären, die während des Schlafes die natürliche Atmung ablöst. Wacht man abrupt aus der REM-Phase auf führt das Einsetzen der unbewussten Atmung zu einer Irritation, welches sich wie eine Atemnot anfühlt, aber harmlos ist.
Ursachen und Abhilfe gegen Schlafparalysen
Die gute Nachricht vorab: Schlafparalysen sind absolut ungefährlich - darin sind sich Schlafexpert:innen einig. Treffen können Schlafparalysen jede:n. Es gibt jedoch Faktoren, die das Auftreten von Schlafparalysen begünstigen. Drogenkonsum, Jetlag, Stress, unregelmäßige Schlafrhythmen usw. usf. - im Prinzip können Schlafparalysen durch alles getriggert werden, was den erholsamen Schlaf stört. Unter chronische Schlafparalysen leiden allerdings meist nur Menschen, bei denen bestimmte Erkrankungen vorliegen. Narkolepsie ist ein Paradebeispiel für die Manifestation einer chronischen Schlafparalyse.
Menschen, die wiederholt von Schlafparalyse betroffen sind und dadurch erhebliche Angst oder Störungen im Schlaf erleben, sollten daher bei einem Schlaflabor vorstellig werden. Strategien zur Verbesserung der Schlafhygiene, zur Stressbewältigung und in einigen Fällen zur medikamentösen Behandlung können zur Linderung beitragen.